Heißklebepistole-Test: Kleber von Bosch, Uhu & Co. im Vergleich

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2019 | | Kategorie: Bauen und Wohnen | 18.10.2018

Heißklebepistole-Test: Kleber von Bosch, Uhu & Co. im Vergleich

Heißklebepistolen sind vor allem bei Bastlern sehr beliebt. Für kleine Flächen sind sie gut geeignet, doch es gibt eine ganze Reihe von Mängeln. Drei Produkte sind unterm Strich noch "gut".

Aktualisiert am 18.10.2018; Einkauf Testprodukte Aug 2017 | Richtig kleben ist eine Kunst. Vom entnervten Scheitern kann so mancher ein Lied singen. Die Wahl des passenden Klebstoffs aus dem riesigen Angebot für die verschiedenen Einsatzzwecke erfordert fast ein Studium. Und die richtige Anwendung ist auch noch so eine Sache. Wie einfach soll dagegen das Kleben mit einer Heißklebepistole sein: Klebestick einschieben, Gerät kurz aufheizen, Knopf betätigen, und schon tropft der heiße Klebstoff auf die gewünschte Oberfläche, trocknet in Windeseile und – Simsalabim – es hält. Ohne langes Festhalten oder Klammern.

Ein schneller Erfolg scheint garantiert. Die Heißklebepistole ist ein Allroundgerät und auch für kleine Reparaturarbeiten zu gebrauchen. So lassen sich zum Beispiel Holzteile wie Schubladen damit kleben. Ist die Belastung im Anschluss nicht zu stark, halten sie auch. Ein Vorteil der Schmelzkleber: Die fixierten Teile lassen sich durch Erwärmen meist wieder lösen. Unter freiem Himmel mit ordentlich Sonneneinstrahlung gerät das allerdings zum Nachteil. 

Heißklebepistole-Test: Das sind die besten Heißkleber 

In Internetforen kursieren zahlreiche Tipps zu Spezialeinsätzen der vermeintlichen Wunderwaffe. Kurioses inklusive. Statt mit Nadel und Faden zu hantieren, kleben bequeme Zeitgenossen abgerissene Knöpfe wieder an, säumen die zu kürzende Hose oder isolieren blanke Kabel. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Den Materialien schon: Nicht jeder hitzeempfindliche Werkstoff überlebt den Angriff mit der Pistole.

Die Klebesticks bestehen in der Regel aus dem Kunststoff Ethylenvinylacetat (EVA). Er ist im Gegensatz zu vielen anderen Klebstoffen lösemittelfrei und gilt als unproblematisch. Die Pistolen sind meist für sieben oder elf Millimeter dicke Klebesticks ausgelegt, teilweise gibt es sie in verschiedenen Längen und Farben. Außerdem sind Spezialpatronen zu haben, zum Beispiel für Kunststoffe oder Sanitärprodukte. Doch Obacht: Ganz so flexibel ist die Sache nicht, denn die einmal eingesteckten Klebesticks lassen sich nicht auswechseln. Ein Stick muss also restlos durchgedrückt werden, bevor der neue zu schmelzen beginnt.

ÖKO-TEST wollte wissen, ob die Heißklebepistolen halten, was sie versprechen und ob aus den Klebstoffen bei hohen Temperaturen Substanzen ausgasen. Wir schickten acht Pistolen mit den zugehörigen Klebesticks in die Labore.

Drei Heißklebepistolen sind empfehlenswert 

Das Ergebnis: Voll überzeugen können die acht Heißklebepistolen nicht, aber drei Geräte erreichen am Ende ein "gutes" Gesamturteil, fünf sind "befriedigend". Punktuelle und kleinflächige Verbindungen lassen sich mit allen Geräten problemlos bewerkstelligen, bei größeren Flächen stoßen sie an ihre Grenzen, da der Klebstoff zu schnell trocknet: "Ungeeignet" lautet das Fazit bezüglich großflächiger Verbindungen in drei Fällen. Fünfmal klebte es noch so halbwegs, unsere Einschätzung hier: "weitgehend ungeeignet".

Manche Klebstoffe wurden so heiß, dass sie Styropor zum Schmelzen brachten. Das werten wir nicht per se ab, doch wir erwarten, dass die Hersteller in der Gebrauchsanleitung auf diese eingeschränkte Eignung hinweisen.

Lästig: Die Kleber zogen teils deutlich Fäden, nur die B1 Heißklebepatronen und die Meister Heißklebestifte waren noch akzeptabel. Zwei Klebstoffe im Test fielen durch starkes Nachtropfen auf.

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Die Klebefestigkeit der Heißkleber im Test 

Überraschenderweise gab es auch bei den messbaren physikalischen Daten der Klebesticks deutliche Unterschiede. Alle schmolzen schnell dahin, in einigen Pistolen aber doch deutlich rascher als in anderen. Mit mehr Förderleistung lassen sich größere Flächen zügiger bestreichen, allerdings geht zuweilen auch unnötig viel Klebstoff drauf. Da sich hier Vor- und Nachteile die Waage halten, haben wir die unterschiedlichen Förderleistungen nicht bewertet.

Hinsichtlich der Klebefestigkeit zeigten sich im Test große Unterschiede zwischen den Systemen. Geprüft hat das beauftragte Labor, wie gut eine kleinflächige, ausgehärtete Verbindung zwischen zwei rauen Holzflächen hält. Manche Kleber im Test hielten nur mäßig.

Überdurchschnittlich gut schnitten dagegen die Klebepatronen eines Produkts im Test ab. Grundsätzlich sind die Heißkleber jedoch nicht für Verbindungen geeignet, die nach dem Kleben starken Belastungen ausgesetzt werden. Dafür gibt es Spezialkleber. Vor allem punktuelle Verklebungen glatter Oberflächen lösen sich bei leichtem Ruckeln rasch wieder.

Klebepistolen-Test: Warnung vor heißem Gehäuse 

Dass Kleber und Pistolenspitze bei Gebrauch heiß werden und man sich ordentlich die Pfoten verbrennen kann, liegt in der Natur der Sache. Wir werten Spitzentemperaturen deshalb auch nicht ab. Zur Warnung: Auf den Gehäusen der Pistolen von drei Klebern im Test wurden nach 15 Minuten schon mehr als 80 Grad Celsius gemessen, bei einigen anderen dagegen nur um die 60 Grad. Da man mit dem heißen Gehäuse nicht unbedingt rechnet, werten wir die hohen Temperaturen am Gehäuse ab. Drei der Spitzen wurden mit über 170 Grad besonders heiß. In jedem Fall gilt: Finger weg.

Bei hohen Temperaturen werden aus den Klebstoffen flüchtige organische Verbindungen freigesetzt. Auch wenn das von uns beauftragte Labor darunter keine besonders bedenklichen Stoffe analysiert hat: Bei intensivem Gebrauch kann es kurzzeitig durchaus zu einer hohen Raumluftbelastung kommen. Das ist besondere bei den drei Klebern im Test der der Fall.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Ratgeber Bauen und Wohnen 2018 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch 2019, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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Testverfahren

Der Einkauf: In Baumärkten kauften wir acht möglichst vielseitig einsetzbare Heißklebepistolen mit Kabelanschluss ein, die auch für kleinere Reparaturen im Haushalt geeignet sein sollten. Wir entschieden uns deshalb für dickere Klebesticks mit etwa elf Millimeter Durchmesser. Unter den Testprodukten sind klassische Klebermarken wie Pattex und Uhu, Elektromarken wie Bosch und Steinel sowie Eigenmarken der Baumärkte. Die Preise liegen zwischen rund 5 und 25 Euro. Für den Test besorgten wir außerdem die Klebepatronen des jeweiligen Anbieters.

Die Praxisprüfung: Das von uns beauftragte Testinstitut unterzog die Heißklebepistolen und die zugehörigen Klebesticks einem umfassenden Praxistest. In allen Schritten beurteilten die Experten die Handhabung und achteten auf Auffälligkeiten und Mängel.

Die Inhaltsstoffe des Klebers: Wir wollten wissen, ob die als lösemittelfrei beschriebenen Klebesticks bei den hohen Temperaturen dennoch flüchtige organische Verbindungen ausgasen. Außerdem ließen wir sie auf bedenkliche Weichmacher untersuchen.

Die Weiteren Mängel: Auf dem Prüfstand standen auch bedenkliche Schwermetalle und chlorierte Verbindungen im Gerät und in der Verpackung. Denn häufig enthalten Kabel oder Kunststoffverpackungen umweltbelastendes PVC.

Die Bewertung: Die Heißklebepistolen sollen in erster Linie gut kleben. Deshalb steht die Bewertung der Praxisprüfung im Vordergrund. Wenn die Klebstoffe jedoch zu stark ausgasen oder Gerät und Verpackung umweltbelastende Stoffe enthalten, verschlechtert dies das Gesamturteil.

Bewertungslegende 

Bewertung Testergebnis Praxisprüfung: Das Testergebnis Praxisprüfung setzt sich zu 70 Prozent aus dem Teilergebnis Kleben und zu 30 Prozent aus dem Teilergebnis Handhabung und Verarbeitung zusammen. Unter dem Teilergebnis Kleben führt zu drei Minuspunkten: eine "stark unterdurchschnittliche" Klebefestigkeit von mehr als 30 Prozent unter dem Durchschnitt. Zu jeweils zwei Minuspunkten führen: a) eine "unterdurchschnittliche" Klebefestigkeit von mehr als 10 bis 30 Prozent unter dem Durchschnitt; b) ungeeignet für großflächige Verbindungen (Klebstoff trocknet zu schnell, klebt nicht mehr oder nur unzureichend); c) schwierig zu dosieren (Taste muss weit durchgedrückt werden, bis sie reagiert, dann kommt plötzlich viel raus); d) starkes Nachtropfen; e) zieht viele Fäden. Zu jeweils einem Minuspunkt führen: a) weitgehend ungeeignet für großflächige Verbindungen (Klebstoff trocknet schnell, klebt aber noch); b) zieht Fäden; c) eine lediglich "durchschnittliche" Klebefestigkeit von bis zu zehn Prozent um den Durchschnitt. Eine Klebefestigkeit größer 10 bis 30 Prozent über dem Durchschnitt wird in der Tabelle mit "überdurchschnittlich" bezeichnet, eine Klebefestigkeit größer 30 Prozent über dem Durchschnitt mit "stark überdurchschnittlich". Eine Förderleistung von weniger als 15 Gramm pro Minute (g/min) wird als "eher gering", von 15 bis 20 g/min als "durchschnittlich" und von über 20 g/min als "hoch" bezeichnet.

Bewertung Teilergebnis Kleben: Das Teilergebnis Kleben errechnet sich nach folgendem Schlüssel: 0-1 Minuspunkte = sehr gut, 2–3 Minuspunkte = gut, 4–5 Minuspunkte = befriedigend, 6–7 Minuspunkte = ausreichend.

Bewertung Teilergebnis Handhabung und Verarbeitung: Unter dem Teilergebnis Handhabung und Verarbeitung führen zu jeweils zwei Minuspunkten: a) kein Hinweis auf eingeschränkte Eignung, wenn für Styropor (als Beispiel für hitzeempfindliche Materialien) nicht geeignet (erzeugt Loch bzw. Mulde); b) verformte Spitze nach Falltest; c) Gehäuse sehr heiß (80 °C und mehr nach 15 Minuten). Zu jeweils einem Minuspunkt führen: a) Gebrauchsanleitung kaum lesbar (sehr kleine, enge Schrift); b) relativ kurzes Kabel unter 150 cm; c) Taste und Bügel mit Mängeln (Taste instabil bzw. abbruchgefährdet, Bügel wenig stabil); d) nach Falltest loses Teil im Gehäuse (es klappert). Spitze "besonders heiß" bedeutet mehr als 170 °C nach zehn Minuten. Das Teilergebnis Handhabung und Verarbeitung errechnet sich nach folgendem Schlüssel: 0–1 Minuspunkte = sehr gut, 2–3 Minuspunkte = gut, 4–5 Minuspunkte = befriedigend, 6–7 Minuspunkte = ausreichend.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe Klebesticks führen zur Abwertung um eine Note: mehr als 10.000 mg/m3 flüchtige organische Verbindungen (Verbrauch 40 Gramm Klebstoff in einem Raum von 30 m3 bei Temperaturen nach Herstellerangaben). Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen im Produkt (Netzkabel) und/oder in der Verpackung (Kabelbinder, Umverpackung); b) mehr als 1.000 mg/kg Brom im Gehäuse.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Praxisprüfung. Ein Testergebnis Inhaltsstoffe Klebesticks, das "gut" ist, hat keinen Einfluss auf das Gesamturteil. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note.  

Testmethoden 

Testmethoden Inhaltsstoffe: Elemente, PVC/PVDC/chlorier­te Verbindungen: Röntgenflu­oreszenzanalyse. Flüchtige orga­nische Verbindungen (VOC): Headspace-GC-MS bei 170 bzw. 190 °C (abhängig von der angegebenen Maximaltemperatur der Hersteller (im Falle von fehlender Angabe bei 170 °C), Equilibrierzeit zehn Minuten, Bibliotheksvorschläge, berechnet als Toluol-d8-Äquivalent bzw. als Aceton-d6-Äquivalent. Weichmacher: GC-MS nach Extraktion und Derivatisierung. Zinnorganische Verbindungen: NaDDTC, EtOH, Hexan, NaBEt4, GC-ICP-MS.

Testmethoden Praxisprüfung: Punktuelle Verbindungen: Kleben verschiedener Gegen­stände (Glasstein, Feder, Kastanie, Holzperle, Metallglöckchen, Kunststoff-Tierauge) auf einen Holzrahmen; Klebstoff auf das Material gegeben und angedrückt. Kleben auf Styropor: Kleber auf Holzrahmen und Kleber auf Styropor (1,5 cm dick) aufgebracht. Kleinflächige Verbindungen: vier Holzleisten Fichte ­
(2,8 × 2,8 × 25 cm) zu Rahmen verklebt, 30 Sekunden angedrückt. Großflächige Verbindungen: zwei Blätter Fotokarton (300 g/ m2, 22 × 33 cm), Kleber in sieben Querstreifen und auf die beiden Längsseiten aufgebracht. ­Bewertung des Klebeauftrags (Dosierbarkeit, Nachtropfen, ­Fäden ziehen, Farbe): Aufbringen des Klebstoffs in Form von drei kleinen Punkten, drei großen Punkten, drei geraden Linien, einer Schlangenlinie. Handhabung, Gebrauchsanleitung: Bewertung durch zwei Laborexperten. Technische Prüfungen: a) Temperaturmessungen an der Spitze: nach 10, 15, 20 und 30 Minuten (inkl. Aufheizen); b) Temperatur des austretenden Klebstoffs: 30 Minuten nach Aufheizbeginn, Mittelwert aus drei Messungen beim Auftragen auf Klebefläche; c) Messung Förderleistung Klebstoff (Gramm pro Minute); d) Temperaturmessungen auf Gehäuse über dem Heiz­element: nach 10, 15, 20 und 30 Minuten (inkl. Aufheizen). ­Bewertung der Verarbeitungsqualität: Sichtprüfung. Mechanische Festigkeit: dreimaliges Fallen aus einem Meter Höhe auf eine Betonfläche. Elektrische Sicherheit: Prüfung der Spannungsfestigkeit, Isolation, Schutzleiter. Festigkeit der Klebe­verbindung: Zusammenkleben von Holzleisten (Länge 10 cm, verklebter Querschnitt 16 × 16 mm2); nach 48 Stunden Aushärtung Überprüfung der Festigkeit mittels Zugprüfung, Geschwindigkeit 30 mm pro Sekunde; Prüfung an fünf Proben, Ermittlung der durchschnittlichen Reißkraft und der prozentualen Abweichung vom Durchschnittswert.

Einkauf der Testprodukte: August 2017 

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Ratgeber Bauen und Wohnen 2018 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch 2019, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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