19 Craft-Biere im Test

Reiner geht noch

Jahrbuch für 2018 | | Kategorie: Essen und Trinken | 19.10.2017

19 Craft-Biere im Test

Deutsches Bier? "Industrieplörre!", sagen viele Craft-Bier-Brauer. Deshalb experimentieren sie, beleben alte Biersorten neu und pfeifen dabei oft auf das Reinheitsgebot. Mit Erfolg, wie unser Test zeigt.

ÖKO-TEST hat für Sie 19 Craft-Bier-Sorten ins Labor geschickt und gewohnt umfangreich untersuchen lassen.

Das Testergebnis

Ob India Pale Ale, Pale Ale, klassisches Pils oder völlig abgefahrene Biere mit Espressobohnen oder Birkensaft - wir können fast alle getesteten Craft-Biere guten Gewissens empfehlen. Ein bisschen Luft nach oben gibt's bei einigen Bieren trotzdem: Die Themen Glyphosat, Milchsäurebakterien und leichte Geschmacksfehler müssen manche Brauer noch in den Griff bekommen.

Monsantos Allzweckwaffe steckt inzwischen fast überall. In Bier natürlich nur in sehr, sehr geringen Mengen, weil Bier größtenteils aus Wasser besteht. Eingebracht wird Glyphosat über das Getreide; besonders im konventionellen Weizenanbau ist es ein gängiges Gift der Wahl. Das von uns beauftragte Labor hat das Pestizid in der Hälfte der Biere nachgewiesen. In der Insel Kreide war die Menge ungewöhnlich hoch. Weil es sich um ein besonders bedenkliches Pestizid handelt, dessen krebserregende Wirkung ungeklärt ist, werten wir Rückstände von mehr als 0,01 Milligramm pro Liter ab; die anderen Rückstände sind Spuren und führen nicht zu Abzügen.

Auch Mehrfachrückstände von fünf oder sechs verschiedenen Pestiziden hat das Labor gefunden - das führt in drei Bieren zu Abwertungen.

Aktive Milchsäurebakterien stecken in zwei Bieren; einmal Laktobazillen, einmal Pediokokken. Beide sind nicht gesundheitsgefährdend, aber definitiv unerwünscht, weil das Bier über kurz oder lang verdirbt. Sie deuten auf Braufehler hin. Einige Brauer fügen aktiv Milchsäurebakterien (durch Sauermalz) beim Brauprozess hinzu, um eine gewisse Säure zu erhalten. Die Bakterien müssen dann allerdings abgetötet werden - lebende können das Bier schädigen.

Geschmacklich haben die meisten Biere unsere sieben geschulten Prüfer in der Blindverkostung überzeugt. Drei klare Geschmackssieger haben die Tester ausgemacht: Das Witbier Kuehnes Blondes, das Lemke Bohemian Pilsner und das India Pale Ale Crew Republic 7:45 Escalation haben satte 100 von 100 möglichen Punkten erreicht. Die "Escalation" ist bei Letzterem wörtlich zu nehmen; das Bier hat mehr als acht Volumenprozent.

In fünf Bieren weicht der gemessene Alkoholgehalt deutlich vom deklarierten ab. Fast immer steckt mehr Alkohol in den Flaschen als deklariert. Dafür gibt's Abzug unter den Weiteren Mängeln.

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Craft-Bier, also handwerklich gebrautes Bier aus kleinen Brauereien, sollte es sein. Im Einkaufskorb landeten 19 gängige Craft-Biersorten von deutschen Brauereien wie India Pale Ale, Pale Ale und Witbier sowie ein paar ausgefallenere, die (auch) auf das Reinheitsgebot pfeifen. Außerdem mit dabei: Pils, weil es der Deutschen liebstes Bier ist.

Die Inhaltsstoffe und die Sensorik

Wenn beim Brauen was schief geht, können Milchsäurebakterien das Bier verderben. Deswegen haben wir das Bier mikrobiologisch untersuchen lassen. Weil außerdem Pestizide wie Glyphosat immer wieder Thema sind, hat ein Labor nach über 500 verschiedenen Pestizidrückständen gefahndet. Auch Alkoholgehalt, Bittereinheiten und Stammwürze haben wir bestimmen lassen. Außerdem haben sieben geschulte Prüfer das Bier sensorisch getestet: Riecht und schmeckt es sortentypisch?

Die Bewertung

Aktive Milchsäurebakterien sind nicht gesundheitsschädlich, aber unerwünscht - weil sie zum Verderb des Bieres führen. Deswegen gibt es dafür Punktabzug. Auch Mehrfachrückstände von Pestiziden und Rückstände von mehr als 0,01 Milligramm pro Liter von besonders bedenklichen Pestiziden wie Glyphosat bemängeln wir. Geschmackliche Mängel schlagen sich im Testergebnis Sensorik nieder. Und unter den Weiteren Mängeln führen PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Deckeldichtung zu Abzügen sowie ein Alkoholgehalt, der deutlich vom deklarierten abweicht.

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