Geschälte Tomaten im Test: Fast alle Produkte enthalten das Hormongift BPA

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2024 | Autor: Lisa-Marie Karl/Heike Baier/Hannah Pompalla | Kategorie: Essen und Trinken | 29.10.2023

Geschälte Tomaten im Test: Wir haben 20 Konserven mit geschälten Tomaten im Labor überprüfen lassen.
Foto: ÖKO-TEST

Bisphenol A (BPA) wird zum Problem in Dosengemüse: Alle geschälten Tomaten aus Dosen in unserem Test überschreiten die Tagesdosis, die nach neuesten Erkenntnissen als unbedenklich gilt. Nur zwei Glaskonserven sind dagegen sauber. Was ist da los?

  • Wir haben 20 Konserven mit geschälten Tomaten getestet, acht davon stammen aus Bio-Anbau. Zwei Produkte wurden in Gläser abgefüllt.
  • In allen 18 Dosentomaten haben wir Bisphenol A (BPA) in Gehalten festgestellt, die wir als "stark erhöht" bewerten. Nur ein Produkt im Test ist empfehlenswert. 
  • Immerhin: Pestizide sind diesmal kein Thema. Darüber hinaus sind wir nur einmal auf ein Schimmelpilzgift gestoßen.
  • Die Mehrheit der Anbieter im Test legt zwar ihre Lieferketten bis zu den landwirtschaftlichen Betrieben vollständig offen – aber nur wenige belegen ihr Engagement für faire Arbeitsbedingungen. Auch was den nachhaltigen Anbau betrifft, gibt es viel Verbesserungsbedarf.

Aktualisiert am 29.10.2023 | Es klingt verheerend: Mit einer Konserve eines Anbieters aus unserem Test nimmt ein erwachsener Mensch mit 60 kg Körpergewicht 28 Mal mehr Bisphenol A (BPA) auf, als die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) nach neuester Einschätzung für unschädlich hält – und das bereits, wenn er davon umgerechnet den Inhalt knapp einer Dose pro Woche isst.

Mit einer anderen getesteten Dose sind es immerhin noch gut viermal so viel. Die restlichen Dosentomaten im Test liegen irgendwo dazwischen, aber alle überschreiten sie die neuerdings tolerable Tageshöchstdosis um ein Mehrfaches.

Und das, obwohl wir schon seit Jahrzehnten über die Risiken von BPA reden: Als "endokriner Disruptor" kann die Industriechemikalie unser Hormonsystem beeinflussen. Zudem ist sie in der CLP-Verordnung offiziell als "reproduktionstoxisch beim Menschen" eingestuft. BPA steht auch im Verdacht, Brustkrebs, Übergewicht und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern zu befördern.

Geschälte Dosentomaten sind praktisch. Unser Test zeigt allerdings: Alle 18 Dosentomaten weisen bedenklich hohe Mengen an Bisphenol A (BPA) auf.
Geschälte Dosentomaten sind praktisch. Unser Test zeigt allerdings: Alle 18 Dosentomaten weisen bedenklich hohe Mengen an Bisphenol A (BPA) auf. (Foto: Evgeniy Lee/Shutterstock)

Mutti, Lidl & Co. im Vergleich: geschälte Tomaten im Test

Aber warum wird BPA nun auf einmal zum Riesenthema in Dosentomaten und zieht die Noten in unserem Test reihenweise nach unten? Nur die beiden Produkte aus dem Glas sind frei von Bisphenol A – und im Gesamturteil schneidet nur eines davon mit "gut" ab. Der Rest landet im Mittelfeld, eine Konserve fällt mit "mangelhaft" durch.

Unkritische BPA-Tagesdosis jetzt deutlich geringer

Schon lange ist bekannt, dass Bisphenol A (BPA) aus den Epoxidharzen, mit denen Konservendosen von innen lackiert sind, in Lebensmittel wandern kann. Und bereits seit einigen Jahren verbessern Hersteller ihre Dosenlacke deswegen.

Was nun aber passiert: Die Einschätzung dazu, in welch winzigen Mengen BPA bereits ein Risiko für unsere Gesundheit darstellt, hat die Industrie rechts überholt.

Denn im April 2023 hat die EFSA in einem Gutachten den "Tolerable Daily Intake" (TDI) von Bisphenol A spektakulär abgesenkt: Seither liegt die unbedenkliche Tagesdosis der Chemikalie, die über die gesamte Lebensspanne ohne Risiko aufgenommen werden könnte, bei nur noch 0,2 Nanogramm/Kilo (ng/kg) Körpergewicht – also 20.000-fach niedriger als der zuletzt 2015 festgelegte TDI.

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Einfluss von Bisphenol A auf das Immunsystem

Ausschlaggebend für diese Selbstkorrektur der EFSA waren neue Daten dazu, dass Bisphenol A schon in sehr viel geringeren Mengen als bisher angenommen Einfluss auf unser Immunsystem nehmen könnte.

Erst seit Kurzem haben sich die Labormethoden so verfeinert, dass hoch spezialisierte Labore BPA-Gehalte im Nanogramm-Bereich überhaupt nachweisen können. Nur weil wir mit einer solch hochmodernen Methode arbeiten ließen, konnten wir die niedrigen BPA-Gehalte in den Tomaten jetzt auch messen.

Frei von BPA: geschälte Tomaten im Glas

Überraschend dabei ist allerdings: Sämtliche Anbieter, die ihre Tomaten in Konservendosen abfüllen, versichern uns, dass sie sogenannte BPA-non-intent-Dosen verwenden, für deren Innenlacke bewusst gar kein Bisphenol A zum Einsatz kommt.

Einige belegten uns das sogar mit Zertifikaten. Könnte es also sein, dass die inzwischen überall in der Umwelt sich ausbreitende Chemikalie gar nicht aus dem Dosenlack stammt, sondern aus den Tomaten selbst?

Wir halten das für wenig wahrscheinlich: Denn in den einzigen beiden Testprodukten aus dem Glas hat unser Labor trotz hypersensibler Methode kein BPA messen können.

Wer beim Kochen gerne geschälte Tomaten einsetzt, sollte besser auf Produkte in Gläsern zurückgreifen.
Wer beim Kochen gerne geschälte Tomaten einsetzt, sollte besser auf Produkte in Gläsern zurückgreifen. (Foto: masa44/Shutterstock)

Noch kein neuer gesetzlicher Grenzwert für BPA

Wohlgemerkt: Ein TDI ist noch kein rechtlich bindender Grenzwert. Die gefundenen BPA-Gehalte bewegen sich alle innerhalb des derzeit geltenden Migrationsgrenzwerts, der vorschreibt, welche Menge der Chemikalie maximal aus einer Verpackung ins Lebensmittel übergehen darf. Kunststück, dieser Grenzwert ist ja auch noch vom vorherigen, 20.000-fach höheren TDI abgeleitet.

Wir orientieren uns bereits an den aktuellen Empfehlungen für eine Tageshöchstdosis und ziehen für deren Überschreitung (moderate) zwei Noten ab: Schließlich nehmen wir die neuen Daten zur immunologischen Wirkung von Bisphenol A ernst und befürworten den vorsorgeorientierten Ansatz der EFSA.

Dosentomaten sind nur eine Quelle von BPA

Hinzu kommt, dass unsere Berechnung ohnehin konservativ ist: Wir haben dafür angenommen, dass eine 60 Kilogramm schwere Person 50 Gramm Dosentomaten pro Tag verzehrt – das sind gerade einmal 350 Gramm pro Woche.

Noch gar nicht berücksichtigt ist dabei, dass diese Person womöglich noch weitere Dosenlebensmittel zu sich nimmt oder Bisphenol A aus ganz anderen Quellen. Und ein Kind mit halbem Gewicht überspringt das Limit doppelt so schnell.

Geschälte Tomaten-Test: selten Schimmelpilzgift gefunden

Zum Glück gibt es auch gute Nachrichten aus dem Inneren der Tomatenkonserven: Mal abgesehen von Bisphenol A sind die getesteten Tomaten fast frei von kritischen Inhaltsstoffen. Pestizide sind etwa überhaupt kein Thema.

Auch Hinweise auf Schimmelpilzgifte haben wir in diesem Test vergleichsweise selten gefunden. Lediglich in einer Dose mit geschälten Tomaten hat das Labor einen unserer Sicht erhöhten Gehalt des Schimmelpilzgifts Alternariol (AOH) gemessen, das in Zellversuchen erbgutschädigend war. Um ein Haar reißen die Tomaten damit sogar den in der EU gültigen AOH-Richtwert für Tomatenerzeugnisse.

Ansonsten ist es aber sehr erfreulich, dass nur ein Produkt Notenabzüge für ein Schimmelpilzgift bekommt. Schließlich stoßen wir in unseren Tests von Tomatenprodukten häufig auf Schimmelpilzgifte. So war etwa in unserem Tomatenmark-Test jedes zweite Produkt mit Schimmelpilzgiften belastet. Und auch im Ketchup-Test haben wir sie in mehreren Produkten nachgewiesen.

Fast alle geschälten Tomaten kommen aus Süditalien

Nun aber endlich zur Herkunft der Tomaten und ihren Produktionsbedingungen entlang der Lieferkette. Bis auf zwei Produkte kommen alle Tomaten im Test aus Süditalien. Bella Italia – das lieben Konsumenten, und wir können bestätigen, dass kein Hersteller schummelt.

Überall, wo Italien draufsteht, ist auch Italien drin – und nicht etwa China. Das haben wir im Labor per Isotopenanalyse nachprüfen lassen. Zwei Drittel der Anbieter im Test konnten uns ihre Lieferketten bis zu den einzelnen Landwirten auch vollständig belegen und zeigen damit, dass sie die Voraussetzungen geschaffen haben, um Verantwortung für ihre Produktion zu übernehmen.

Meist arbeiten Migranten auf Tomatenfeldern

Allerdings gibt es auch in Bella Italia ein paar Probleme. Die Arbeitsbedingungen auf süditalienischen Tomatenfeldern sind berüchtigt: Dort schuften laut Oxfam Hunderttausende Migranten, häufig aus Afrika, häufig ohne legalen Aufenthaltstitel.

Sie pflücken in sengender Hitze Tomaten, hausen in Baracken ohne fließend Wasser oder Strom und müssen auch noch "Gebühren" an ihre illegalen Arbeitsvermittler abdrücken.

Wir finden: Internationale Sozialstandards wie eine Bezahlung nach dem gesetzlichen Mindestlohn oder reguläre Arbeitsverträge sollten auch auf italienischen Feldern selbstverständlich sein.

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Nur wenige Tomaten-Anbieter übernehmen Verantwortung

Ernüchternd: Nur sechs Anbieter von geschälten Tomaten konnten uns ihr Engagement für Arbeitsrechte bis zu den landwirtschaftlichen Betrieben auch mit ambitionierten und unabhängig überprüften Zertifikaten nachweisen. Da ist noch Luft nach oben.

Ähnlich dünn sieht es aus mit handfesten Belegen dafür, dass die Hersteller sich um mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft und Produktion bemühen – etwa indem sie auf Pestizide und synthetische Düngemittel verzichten oder erneuerbare Energien einsetzen.

Trockene Anbaugebiete sind problematisch

Und dann ist da noch das Thema Wasser. 214 Liter verbraucht ein Kilo Tomaten im globalen Durchschnitt. Wenn Tomatenplantagen in wasserarmen Regionen liegen, können sie die Ökosysteme sehr stark belasten.

Für ein Produkt in unserem Test gilt hier schon Alarmstufe Rot: Die verarbeiteten Tomaten kommen als einzige aus Spanien, und zwar aus einem Gebiet, das laut "WWF Water Risk Filter" – einem ortsgenauen Analysetool auf Basis europaweiter Daten – auf der höchsten Risikostufe für Wasserknappheit landet.

Ausbeutung von Wasserreserven stoppen

In Italien ist das Thema Wasserknappheit zwar noch nicht ganz so brisant. Doch für die apulische Provinz Foggia, aus der ein Großteil der getesteten Tomaten kommt, zeigt die zehnstufige WWF-Skala bereits Risikostufe 7 an.

Höchste Zeit für Hersteller und Landwirte, hier mit geeigneten Bewässerungsstrategien gegenzusteuern und die Ausbeutung der Wasserreserven zu stoppen.

Bei einigen Anbietern sehen wir dafür schon gute Ansätze. Aber durchschlagende Maßnahmen bis aufs Feld oder gar Belege dafür sind leider noch Fehlanzeige. Die "guten" geschälten Tomaten in unserem Test kommen übrigens als einzige aus Norditalien – im Testvergleich leiden ihre Anbauregionen noch am wenigsten unter Wassermangel.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 7/2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben 20 Konserven mit geschälten Tomaten eingekauft – von der Discounter-Eigenmarke über bekannte Markenprodukte bis hin zu acht Konserven mit Tomaten aus Bio-Anbau. Zwei Produkte sind im Glas abgefüllt, der Rest in Dosen. Bezahlt haben wir für 400 Gramm Tomaten zwischen 85 Cent und 2,90 Euro.

Wir wollten wissen, ob Bisphenol A (BPA), das zum Beispiel aus Dosenbeschichtungen in Produkte übergehen kann, in den Tomaten nachweisbar ist. Dafür haben wir alle Produkte, auch die in Gläsern, untersuchen lassen. Dank einer verfeinerten spezialisierten Prüfmethode hat das von uns beauftragte Labor diesmal auch BPA-Mengen im Nanogramm-Bereich messen können.

Spezialisierte Labore überprüften, ob die Tomaten mit Pestizidrückständen oder Schimmelpilzgiften belastet sind. Weitere Analysen galten den Qualitätsparametern Ergosterol und Solanin. Ersterer gibt Hinweise auf die Verarbeitung überreifer Tomaten, Letzterer ist ein Indikator für unreife Früchte. Stand Salz auf der Zutatenliste, ließen wir nachmessen, ob die Produkte den deklarierten Salzgehalt einhalten. Schließlich analysierte ein Labor die Verpackungen auf PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen.

Nicht zuletzt interessierte uns auch, woher die Tomaten kommen, unter welchen sozialen und ökologischen Bedingungen sie angebaut wurden und ob die Anbieter die Lieferkette bis aufs Feld zurückverfolgen können. War die Herkunft der Tomaten auf der Verpackung ausgelobt, ließen wir das anhand einer Isotopenanalyse im Labor überprüfen. Wir verschickten einen dreiteiligen Fragebogen an alle Anbieter und baten um Beantwortung jeweils durch den Inverkehrbringer, den Verarbeiter und die landwirtschaftlichen Betriebe. Dabei forderten wir aussagekräftige Belege für Bemühungen um faire Arbeitsbedingungen, eine wassersparende Bewässerung und ökologische Anstrengungen.

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) ein gemessener Alternariolgehalt, der den empfohlenen Richtwert von 10 μg/kg in Tomatenprodukten zu mehr als der Hälfte ausschöpft (in der Tabelle: "AOH erhöht"); b) ein gemessener Bisphenol-A-Gehalt, der den TDI der EFSA von 0,2 ng/kg Körpergewicht zu mehr als 100 Prozent ausschöpft (in Tabelle: "BPA stark erhöht"). Zugrunde gelegt haben wir ein Körpergewicht von 60 Kilogramm und eine tägliche Portion von 50 Gramm.  

Bewertung Testergebnis CSR ("Corporate Social Responsibility"): Das Testergebnis CSR beruht auf einer möglichen Gesamtpunktzahl von 24 Punkten. Bei 24–22 Punkten lautet das Testergebnis CSR "sehr gut", bei 21–19 Punkten "gut", bei 18–16 Punkten "befriedigend", bei 15–13 Punkten "ausreichend", bei 12–10 Punkten "mangelhaft", bei 9 oder weniger Punkten "ungenügend".

Es gab drei Fragebögen, die zusammen bewertet wurden: Der erste richtete sich an die Inverkehrbringer der geschälten Tomaten, der zweite an den Verarbeiter und der dritte an die landwirtschaftlichen Betriebe.

Unter dem Teilaspekt Herkunft werden bis zu 6 Punkte vergeben, wenn der Anbau nicht in Gebieten mit hohen Wasserrisiken (WWF Water Risk Filter) erfolgt. Nordspanien (Provinz Lleida) ist danach eine wasserkritische Region.

Unter dem Teilaspekt Lieferkette werden maximal 6 Punkte vergeben. Bei 6 Punkten ist die Lieferkette nachvollziehbar "belegt", ist die Lieferkette nur bis zum Zwischenhändler belegt oder ohne Chargenbezug, vergeben wir 3 Punkte (in Tabelle: "teilweise belegt").

Unter dem Teilaspekt Bewässerung werden maximal 2 Punkte vergeben. Bei Vorlage eines unabhängigen Nachweises für Strategien zur nachhaltigen und kontrollierten Bewässerung auf den Feldern zum Zeitpunkt der Ernte werden 2 Punkte vergeben.

Unter dem Teilaspekt Nachhaltigkeitsziele werden maximal 4 Punkte vergeben. Die Vergabe von 4 Punkten erfolgt für: Bio-, Naturland- oder Demeter-Zertifikat für die gesamte Lieferkette vorgelegt (in Tabelle: "ja"). Die Vergabe von 2 Punkten erfolgt für: Bio-, Naturland- oder Demeter-Zertifikat für den Inverkehrbringer/Verarbeiter oder alle Erzeuger vorgelegt (in Tabelle: "teilweise"). Die Vergabe von 1 Punkt erfolgt für: Bemühungen um eine nachhaltige Produktion von Inverkehrbringer/Verarbeiter unabhängig belegt (hier: Sedex-Auditbericht nach Smeta-4-Säulen, Friend-of-the-Earth-Zertifikat, ISO-14001-Zertifikat) (in Tabelle: "gering").

Unter dem Teilaspekt faire Arbeitsbedingungen werden maximal 4 Punkte vergeben: bei 4 Punkten in der Tabelle "vollständig" belegt, bei 3 Punkten "überwiegend", bei 2 Punkten "teilweise" und bei 1 Punkt "gering" belegt. Die Vergabe von jeweils einem Punkt erfolgt für: a) die unterschriebene Anerkennung der ILO-Kernarbeitsnormen oder vergleichbarer Mindeststandards des Inverkehrbringers bzw. die Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen oder vergleichbarer Mindeststandards innerhalb der Lieferkette wird schriftlich gefordert; b) die unterschriebene Anerkennung der ILO-Kernarbeitsnormen oder vergleichbarer Mindeststandards des Verarbeiters bzw. die Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen oder vergleichbarer Mindeststandards innerhalb der Lieferkette wird schriftlich gefordert; c) die unterschriebene Anerkennung der ILO-Kernarbeitsnormen oder vergleichbarer Mindeststandards der landwirtschflichen Betriebe; d) externe Kontrolle der Arbeitsbedingungen auf den Tomatenfeldern für den Erntezeitraum belegt (hier: Grasp-Zertifikat, SA-8000-Zertifikat, Sedex-Auditbericht nach Smeta).

Unter dem Teilaspekt Transparenz wurden maximal 2 Punkte vergeben. Diese basieren auf maximal 10 Scores. 10–8 Scores ergeben 2 Punkte (in Tabelle: "hoch"), 7–5 Scores ergeben 1 Punkt (in Tabelle: "teilweise"). Für weniger als 5 Scores werden keine Punkte vergeben (in Tabelle: "unzureichend").

Die Vergabe von 3 Scores erfolgt für: Die eingereichten Unterlagen belegen die Angaben innerhalb der Fragebögen vollständig. Die Vergabe von 2 Scores erfolgt für: Die eingereichten Unterlagen belegen die Angaben innerhalb der Fragebögen teilweise. Die Vergabe von jeweils 1 Score erfolgt für: a) die Fragebögen wurden teilweise beantwortet; b) Anforderungen über den deklarierten Standard hinaus (hier: ein zum Zeitpunkt der Tomatenernte gültiges Global-G.A.P.-Zertifikat und/oder ein Nachweis zur Regulierung des Einsatzes von Pestiziden und/oder das Verbot von gentechnisch veränderten Organismen und/oder eine Vorgabe zur ausschließlichen Herkunft der Tomaten aus Italien und/oder ein Beleg für die integrierte Produktion der Tomaten und/oder der Verzicht von PVC/PVDC/chlorierten Verbindungen und Bisphenolen in der Primärverpackung); c) landwirtschaftliche Fläche aller Erzeuger genannt; d) Anzahl und Namen der angebauten Sorten genannt; e) benötigte Wassermenge pro Kilogramm Tomaten für alle Erzeuger genannt; f) Angabe einer Bewässerungsstrategie; g) Angabe der Art der Bewässerung für alle Erzeuger.

Es erfolgt keine Punktevergabe, wenn zu den Fragen keine Angaben gemacht wurden (in Tabelle: "keine Angabe"), die Fragen verneint wurden oder keine hinreichenden Belege mit Chargenbezug eingereicht wurden (in Tabelle: "nein").

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um eine Note: PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung. Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das unterhalb der Bestimmungsgrenze oder Nachweisgrenze der jeweiligen Testmethode.

Das Gesamturteil beruht zu je 50 Prozent auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe und dem Testergebnis CSR. Es wird kaufmännisch gerundet. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "sehr gut" oder "gut" ist, verschlechtert das Testergebnis Inhaltsstoffe nicht. Das Gesamturteil kann nicht besser sein als das Testergebnis Inhaltsstoffe. Ist das Testergebnis CSR "mangelhaft" oder "ungenügend", kann das Gesamturteil nicht besser als "ausreichend" sein. 

Testmethoden

Bisphenol A: LC-MS/MS.
Vakuumtrockenmasse: ASU L 52.01.01-1: 1983-11 (gravimetrisch, Vakuumtrockenschrank).
Solanin: LC-MS/MS.
Alternariatoxine: LC-MS/MS.
Ergosterol: LC-MS/MS.
Pestizid-Screening: GC-MS/MS und LC-MS/MS nach DIN EN 15662:2018-07.
Natrium: Messung nach ASU L 00.00-144:2019-07.
Salzäquivalente: berechnet gemäß LMIV nach der Formel: Salz = Natrium × 2,5.
Authentizitätsprüfung: Stabilisotopenanalyse, Parameter δ2H, δ18O, δ13C, δ15N, δ34S. Die Analyse der Tomatenprodukte bezieht sich auf die wertgebenden Bestandteile des Produktes, d.h. bei Stücktomaten wurden entsprechend die Festproben analysiert. Die Bewertung basiert auf den derzeitigen Erfahrungswerten des Labors für Bio-Produkte sowie entsprechenden Publikationen (δ15N Isotopenwert nach Bateman et al. 2007).
PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: Februar 2023.

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