Urea-Fußcreme im Test: Mineralölrückstände in bekannten Marken

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2024 | Autor: Dimitrij Rudenko/Annette Dohrmann/Ann-Cathrin Witte | Kategorie: Kosmetik und Mode | 01.11.2023

Wir haben Fußcremes mit Urea untersucht. Nicht alle Produkte überzeugen.
Foto: ÖKO-TEST; Ahmet Misirligul/Shutterstock

Urea-Fußcremes sollen besonders trockene und strapazierte Füße mit Feuchtigkeit versorgen. Doch in zwei bekannten Marken im Test sind wir auf bedenkliche Mineralölrückstände gestoßen. Außerdem enthalten nicht alle Fußcremes so viel Urea, wie sie versprechen.

  • Im Test: 19 Urea-Fußcremes und -balsame aus Apotheken, Drogerien, Discountern und Supermärkten.
  • Die Mehrheit der getesteten Produkte ist empfehlenswert. 
  • Ärgerlich: Zwei Urea-Fußcremes enthalten bedenkliche aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH).
  • Zudem steckt nicht in allen getesteten Produkten der auf der Packung angegebene Urea-Gehalt.

Aktualisiert am 1.11.2023 | Im Gegensatz zu anderen Körperstellen hat die Haut an unseren Füßen weniger und an den Fußsohlen keine Talgdrüsen. Stattdessen versorgen Schweißdrüsen die Haut dort mit Feuchtigkeit. Ein Grund dafür, dass Füße schnell mal müffeln, aber eben auch dazu neigen auszutrocknen.

Abhilfe sollen Urea-Fußcremes oder -balsame schaffen. Denn Harnstoff bindet viel Wasser in den obersten Hautschichten, speichert es, erhöht damit den Feuchtigkeitsgehalt der Haut und verhindert, dass sie austrocknet. Für besonders intensive Pflege wird Harnstoff in Gehalten bis zu zehn Prozent eingesetzt, in höheren Konzentrationen weicht er auch Hornhaut und Schrunden auf.

Urea-Fußcremes im Test: So schneiden Ombia, Eucerin & Co. ab

Wir haben 19 Fußcremes und -balsame getestet, die jeweils mit zehn Prozent Urea ausgelobt sind. Das Ergebnis: Ausgerechnet zwei bekannte Marken leisten sich einen Fehltritt und fallen im Test durch. Der Grund: In beiden Urea-Fußcremes fand das von uns beauftragte Labor aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH). Das werten wir streng ab, weil nicht auszuschließen ist, dass sich in dieser Stoffgruppe auch Verbindungen finden, die krebserregend sind.

Fußcremes mit Urea sollen besonders trockene und rissige Haut wieder geschmeidig machen.
Fußcremes mit Urea sollen besonders trockene und rissige Haut wieder geschmeidig machen. (Foto: Ro_ksy/Shutterstock)

Laut Bundesinstitut für Risikobewertung geht zwar nach aktuellem wissenschaftlichen Kenntnisstand kein Risiko davon aus, wenn MOAH über die Haut aufgenommen werden. Wir finden jedoch, es sind nicht alle Fragen hinreichend geklärt.

Deswegen ist es aus unserer Sicht ein absolutes No-Go, wenn Produkte, wie Urea-Fußcremes, die für die Pflege ohnehin strapazierter, besonders trockener und sogar rissiger Haut gedacht sind, solche Stoffe enthalten. Die MOAH stammen aller Wahrscheinlichkeit nach aus den Paraffinen, die die Hersteller der beiden betroffenen Produkte – im Gegensatz zu allen anderen Anbietern im Test – in ihren Rezepturen einsetzen.

Diese künstlichen Stoffe basieren auf Erdöl und sorgen für ein scheinbar schönes Hautgefühl. Doch sie integrieren sich nicht so gut ins Gleichgewicht der Haut wie natürliche Öle und Fette. Und schlimmer noch: Sofern sie nicht gründlich genug aufgereinigt sind, enthalten Paraffine MOAH.

Weitere Problemstoffe in Urea-Fußcremes 

Neben Mineralöl sind wir in im Test noch auf weitere unerwünschte Inhaltsstoffe gestoßen:

  • Butyl- und Propylparaben: Sie sollen als Konservierungsmittel die Cremes vor Keimen und Schimmel schützen. Aber: Sie sind in den Verdacht geraten, wie Hormone zu wirken, und haben sich im Tierversuch als fortpflanzungsgefährdend gezeigt. Im Test stecken sie in einer Urea-Fußcreme. 
Urea-Fußcremes im Test: Jetzt Ergebnisse im ePaper lesen
  • Chlorphenesin: Die halogenorganische Substanz soll Kosmetika haltbar machen, kann aber zu Hautirritationen führen. Auch Chlorphenesin steckt in einem der getesteten Produkte. 
  • Butylhydroxytoluol (BHT): Der als Antioxidans eingesetzte Stoff steht im Verdacht wie ein Umwelthormon zu wirken und beinträchtigt möglicherweise die Funktion der Schilddrüse. Auf ihn sind wir im Test insgesamt zweimal gestoßen. 
  • PEG-Verbindungen: Sie verbinden als Emugaltoren wässrige und ölhaltige Bestandteile einer Creme miteinander. Allerdings können sie die Barrierefunktion der Haut schwächen. Eine Urea-Fußcreme im Test enthält solche Verbindungen. 
  • Kunststoffverbindungen: Sie gelangen über Abwasser und Klärschlämme in die Umwelt, wo sie sich zum Teil nur schwer wieder abbauen. Sie stecken im Test in insgesamt sechs Produkten.

Weniger Urea in Fußcremes im Test als angegeben

Darüber hinaus finden wir, dass sich Verbraucherinnen und Verbraucher darauf verlassen können sollten, dass das Produkt hält, was die Verpackung verspricht. Heißt in dem Fall: Wo zehn Prozent Urea draufsteht, wie es auf allen Produkten im Test der Fall ist, sollten auch zehn Prozent Urea drin sein. Wir haben nachgeprüft und den Urea-Gehalt der Fußcremes und -balsame im Labor bestimmen lassen.

Die Analyse ergab, dass zwei Testprodukte deutlich weniger Harnstoff enthalten als ausgelobt. Einer der betroffenen Hersteller hat auf unsere Ergebnisse reagiert und angekündigt, Urea bei künftigen Produktionen höher zu dosieren und das Mindesthaltbarkeitsdatum zu kürzen, um den deklarierten Harnstoffgehalt über längere Zeit sicherzustellen.

Viele Verpackungen ohne recyceltes Plastik

Was den Rezyklatanteil der Kunststofftuben angeht, in denen die meisten Urea-Fußcremes stecken, ist noch Luft nach oben. 14 Anbieter setzen entweder kein recyceltes Plastik ein oder machten keine Angaben dazu. Andere Hersteller sind schon ein paar Schritte weiter auf dem Weg, die Plastikflut einzudämmen.

Wie schneiden Fußcremes ohne Urea ab? 

Übrigens: Auch in Fußcremes und -balsamen ohne Urea sind wir in unserem Test – zuletzt veröffentlicht im Jahrbuch Kosmetik für 2023  – auf Mineralöl gestoßen. Zudem kritisierten wir bedenkliche Konservierungsstoffe. Mehr dazu lesen Sie, indem Sie auf den folgenden Kasten klicken:

Tipps zu Urea-Fußcremes

Wissenswertes rund um Fußpflegeprodukte mit Urea:

  1. Urea gilt als gut verträglich. Auf Wunden oder entzündete Stellen aufgetragen, kann Harnstoff allerdings dazu führen, dass die Haut sich rötet oder anfängt zu brennen. Auch bei Kindern sollten ureahaltige Cremes zurückhaltend eingesetzt werden.
  2. Früher aus Pferde-Urin gewonnen, wird Urea längst synthetisch hergestellt. Das weiße, geruchsneutrale Pulver ist frei von tierischen Bestandteilen – und daher für vegane Kosmetik geeignet.
  3. Im Handel gibt es Fußcremes und Fußbalsame. Doch was ist der Unterschied? Fußbalsam hat nach Auskunft der Hersteller in der Regel einen höheren Fett- beziehungsweise Ölanteil und ist daher meist reichhaltiger und pflegender als Fußcreme.
  4. Paraffine, die potenziell mit bedenklichen MOAH verunreinigt sein können, erkennen Sie in der Inhaltsstoffliste an Bezeichnungen wie "Paraffinum liquidum", "Cera microcristallina" oder "Petrolatum".

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 8/2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben Fußcremes und -balsame getestet, die jeweils mit zehn Prozent Urea ausgelobt sind: Die 19 Produkte zum Preis zwischen 1,20 und 14,95 Euro, bezogen auf 100 Milliliter, haben wir in Supermärkten, Drogerien, Discountern und Apotheken eingekauft. Eine Tabelle für Naturkosmetikprodukte ist nicht dabei, da Urea synthetisch gestellt wird, was den Richtlinien zertifizierter Naturkosmetik widerspricht.

Anhand der Deklaration haben wir überprüft, ob die Fußpflegeprodukte umstrittene Substanzen wie PEG/PEG-Derivate oder BHT oder auch umweltbelastende synthetische Polymere enthalten. Verschiedene Labore haben zum einen gemessen, ob die Cremes und Balsame tatsächlich so viel Urea wie ausgelobt enthalten. Zum anderen ließen wir die Produkte auf polyzyklische Moschusverbindungen und Cashmeran, deklarationspflichtige Duftstoffe, Diethylphthalat, halogenorganische Verbindungen und kritische Konservierungsstoffe wie Formaldehyd/-abspalter und Parabene überprüfen. Je nach Deklaration analysierten die Labore einzelne Produkte darüber hinaus auf Silikonverbindungen sowie auf gesättigte (MOSH) und aromatische (MOAH) Mineralölkohlenwasserstoffe. Da das Gros der Fußcremes und -balsame in Plastiktuben steckt, baten wir die Hersteller oder Anbieter um Belege, ob die Kunststoffverpackungen Anteile an Post-Consumer-Rezyklat (PCR) aus der Wertstoffsammlung enthalten. Als weiteren Mangel haben wir darüber hinaus abgewertet, wenn Tuben aus Kunststoff in einem überflüssigen Umkarton verkauft werden.

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) Chlorphenesin und/oder ein gemessener Gehalt von mehr als 1,0 mg/kg halogenorganische Verbindungen; b) PEG/PEG-Derivate; c) MOAH. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) BHT; b) mehr als ein Prozent Paraffine; c) Parabene (hier: Butyl- und Propylparaben); d) ein gemessener Urea-Gehalt, der die angegebene Konzentration um mehr als 15 Prozent unterschreitet.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um zwei Noten: Silikone (hier: Dimethicone) und/oder weitere synthetische Polymere (hier: Acryl- und/oder Methacryl-[Co- und Cross-]polymere). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoffverpackung, keine Angabe hierzu und/oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage hierzu; b) ein Umkarton, der kein Glas schützt.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "mangelhaft" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.

Testmethoden

Deklarationspflichtige Duftstoffe: DIN EN 16274:2021-11 (mod.), GC-MS; nach Zugabe von Wasser und organischem Lösungsmittel werden die Allergene durch Flüssig-Flüssig-Extraktion aus den Proben extrahiert. Ein Aliquot des organischen Extrakts wird mit GC-MS analysiert. Diethylphthalat/Polyzyklische Moschus- und Nitromoschus-Verbindungen/Cashmeran: Extraktion mit TBME, GC-MS. Halogenorganische Verbindungen: a) Heißwasserextraktion mit anschließender Zentrifugation und Membranfiltration, Festphasenanreicherung (SPE), Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts; b) Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extrakts im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts. Formaldehyd/-abspalter: saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol und Bestimmung mittels Fotometrie. Konservierungsstoffe: LC-UV. Paraffine/Silikone: LC-RI nach Extraktion. Optische Aufheller: UV-Licht (qualitativ). Weitere Inhaltsstoffe: per Deklaration. PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: März 2023

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